Warum die Rahmungsregel für 3D-Bilder so wichtig ist

In diesem Artikel möchte ich Dir eine wichtige Grundregel für 3D-Bilder näher bringen: Die Rahmungsregel.

Zum Verstehen dieser Regel werde ich Dir zuvor aber noch drei Grundbegriffe der Stereoskopie bzw. 3D-Fotografie erläutern, die für diese Grundregel extrem wichtig sind.

Nullebene

Als Einstieg in dieses Thema möchte ich Dir das folgende Bild zeigen. Betrachtest Du dieses ohne 3D-Brille, so sieht Du die Kerze doppelt.

Genauer genommen siehst Du die Kerze einmal als Magenta- und einmal in einer Cyan-Variante.

Kerze in einem Scheinfenster
Kerze in einem Scheinfenster

Verschiebst Du nun diese beiden überlagerten Bilder solange zueinander, bis sie exakt übereinander liegen, befindet sich das Motiv auf der sogenannte Nullebene.

Die Nullebene ist also bei einem Stereogramm technisch gesehen die Tiefenebene, auf der die Objekte des rechten und des linken Bildes exact übereinander liegen und es keine Verschiebung gibt.

Da alles, was sich außerhalb eines 3D-Bildes befindet, sowieso nur einmal existiert und deshalb auch von beiden Augen gleich wahrgenommen wird, befindet sich auch alles außerhalb des Bildes auf dieser Nullebene.

Diese Erkenntnis ist wichtig für den nächsten Begriff, den ich Dir erläuteren möchte: Das Scheinfenster

Scheinfenster

Vernünftig gemachte 3D-Bilder und 3D-Filme wirken so, als schaue man als Betrachter durch ein Fenster in einen anderen Raum. Dieses virtuelle Fenster wird auch als Scheinfenster bezeichnet.

Dieses Scheinfenster entsteht dadurch, weil sich alles außerhalb des Fensters auf der Nullebene befindet und damit auf einer anderen  Tiefenebene als die meisten bzw. aller Objekte innerhalb des 3D-Bildes.

Damit dieses Scheinfenster aber auch wirklich entsteht, muss die Rahmungsregel eingehalten werden.

Rahmungsregel

Die Rahmungsregel besagt, dass sich kein Bildbereich, der den Rand des Scheinfensters berührt, vor der Nullebene liegen darf. Sie dürfen sich maximal auf der gleichen Höhe oder dahinter befinden.

Liegt aber ein Objekt davor, kann das Gehirn des Betrachters die Stelle, wo der Konflikt auftritt, nicht richtig zusammensetzen und das Bild beginnt an zu flackern.

Freistehende Objekte, wie z.B. die Gitarre im folgenden Bild, können wiederum gerne aus dem Fenster herausstechen und erhöhen zudem das 3D-Erlebnis.

Aus dem Scheinfenster herausstechende Gitarre
Aus dem Scheinfenster herausstechende Gitarre

Nahpunkt

Ein weiteres wichtiges Element bei 3D-Aufnahmen ist der sogenannte Nahpunkt. Hiermit wird der Punkt des 3D-Bildes bezeichnet, der am nächsten zur Kamera bzw. des Betrachters liegt.

Das Herausfinden dieses Nahpunktes ist manchmal gar nicht so einfach. Zwar wird dieser häufig durch den Boden festgelegt. Aber auch nicht selten wird er durch ein Objekt bestimmt, das sich eher durch Zufall im Bild befindet, z.B. ein in das Bild hineinragender Ast.

Der Nahpunkt hilft nun beim Einhalten der Rahmungsregel. Denn wenn Du weißt wo sich dieser befindet, kannst Du schneller Rahmungsregel-Konflikte ausfindig machen und diese korrigieren.

Tipps zum Einhalten der Rahmungsregel

Um die Rahmungsregel einzuhalten müssen sich also alle den Bildrand berührenden Punkte auf der Nullebene oder dahinter befinden. Ist dies nicht der Fall, muss das 3D-Bild weiter nach hinten verlagert werden. Dies erreicht man, in dem Du das Bild für das rechte Auge nach rechts versetzt.

In Deinem Bildbearbeitungsprogramm selektierst Du hierfür z.B. die Ebene des rechten Auges und verschiebst diese solange nach rechts bis es passt. Die Überschüsse an der linken und rechten Seite, wo dann nur noch eines der beiden Bilder decken, werden dann am Ende abgeschnitten.

Um den größtmöglichen Raumgenuss zu erhalten, gilt hierbei der Grundsatz “So weit vorne wie möglich und so weit hinten wie nötig.”.

Ich persönlich gehe dabei meistens so vor, dass ich die beiden Bilder als Anaglyphe darstelle und dann das rechte Bild solange verschiebe bis auch das letzte rahmenberührende Objekt hinter der Nullebene liegt.

Das folgende Bild zeigt dies (mit einem Doppelklick bitte das Bild vergrößern):

Scheinfensterkorrektur
Scheinfensterkorrektur

In der linken Version des Bildes ist der Ständer des Briefkastens zu weit vorne. Am besten kann man dies an den Rändern des Ständers erkennen. Im rechten Bild habe ich dann den Briefkastenständer hinter die Nullebene verlagert. Wenn ihr das Bild durch einen Doppelklick vergrößert seht ihr, dass sich die Reihenfolge der Kanten geändert hat (zuerst Cyan – Rot, jetzt Rot – Cyan).

Auch beim Betrachten des 3D-Bildes mit einer Anaglyphenbrille sollte euch auffallen, dass der Ständer im linken 3D-Bild merkwürdig flackert und nicht wirklich scharf wirkt, während des rechte Bild ruhig scheint.

Eine etwas einfachere Variante ist folgendes Vorgehen: Du ermittelst den Nahpunkt und verschiebst Die beiden Bilder solange bis sich der Nahpunkt auf der Nullebene (oder dahinter) befindet. In dem obigen Beispielbild befindet sich der Nahpunkt zum Beispiel an der vordersten Kante des Briefkastens.

Egal welche Variante Du anwendest, beide sind gute Möglichkeiten, um die Rahmungsregel einzuhalten und ein konsistentes 3D-Motiv zu bekommen.